Bild der Woche

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26.09.2009

König Wähler

Demokratie ist sicherlich die wichtigste Errungenschaft der Bundesrepublik nach 1945, und das Wahlrecht ist eine der tragenden Säulen. Am Sonntag den, 27. September ist wieder soweit, der souveräne Bürger wählt das Parlament. Seit einiger Zeit macht sich eine gewisse Politikerverdrossenheit breit und die Parteien sind wieder auf Stimmenfang unterwegs, mit dem Versuch die „Nichtwähler“ zu mobilisieren.

Eine Generation die „demokratisch“ groß geworden ist, hat vielleicht den Umgang mit demokratischen Werkzeugen verlernt. Aussagen wie „ man kann sowieso nichts ändern“ oder „die machen sowieso was sie wollen“ sind meiner Meinung nach nicht nur falsch, sondern fehl am Platze.

Das Problem sind nicht die Politiker, sondern der Wähler an sich, der Wähler, der alle 4 bzw. alle 5 Jahre zur Bundestag- oder Landtagswahlen geht und dann die nächsten einfach abwartet, oder der Wähler, der einfach von seinem Stimmrecht nicht gebraucht macht, also der „Nichtwähler“, der sich dennoch freut, unter demokratischen Verhältnissen zu leben.

Der bequeme Wähler sollte unbequem werden, fragen, nachhaken, schlicht und einfach an der Demokratie teilnehmen.
Er sollte die irreführende Aussage, dass diese oder jene Partei an der „Macht“ gelangt ist, keinen Glauben schenken, keine Partei oder kein Parteifunktionär besitzt die Macht, das Volk hat diese. Eine Partei hat nur die Aufgabe, Wählerwillen zu repräsentieren und umzusetzen. Ein Abgeordneter ist nichts anderes als ein Angestellter des Volkes.

So wie der Chef einer Firma mit seinen Mitarbeitern umgeht, sollte der Wähler mit dem Volksvertreter umgehen, diese führen, begleiten und Rückmeldungen verlangen. Der Wähler sollte parteiunabhängig, auch so mit dem gewähltem Wahlkreisabgeordneter Kontakt halten. Fragen und Anregungen sollten signalisieren, dass eine Wahl nicht durch eine Wahlkampagne, sondern nach geleisteter Arbeit entschieden wird.

Die Bundesbürger sollten unsere Demokratie lebendig halten, mitmischen und vor allen Dingen, mitmachen. Wir reklamieren sofort, wenn ein Glas Bier für 1,20 Euro nicht richtig voll ist, aber nehmen es einfach hin wenn Tausende von Steuergeldern sinnlos ausgegeben werden. Wir sollten uns nicht nur als „König Gast“, sondern auch als „König Wähler“ ansehen und in beiden Fällen uns majestätisch benehmen.